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Von Erik Meltzer <ermel@modellbahnfrokler.de>
Als diese Seite 2003 das erste Mal veröffentlicht wurde, war die Quellenlage eine andere als heute. Daraus resultierte leider, daß ich einen ziemlich heftigen Fehler des besprochenen Modells, die zu kleinen Fenster mit zu hoch liegender Fensterunterkante und entsprechend zu hoch angeordneter Deckleiste im Wagenkasten, völlig übersehen hatte. Das ändert natürlich das Fazit dieser ursprünglich eher positiven Besprechung deutlich. Mit der nun (November 2011) vorgelegten Überarbeitung dieser Seite ist diese Scharte nicht ausgewetzt, denn sicherlich hat mein positives Fazit den einen oder anderen dazu bewogen, den Märklin/Trix-Pwgs 41 zu kaufen. Dafür bitte ich um Entschuldigung, übernehme die politische Verantwortung ;-) und bleibe aber mit Eurer hoffentlich wohlwollenden Duldung dennoch im Amt :-D – Euer Ermel.
Klar, Märklinwagen sind hochbeinig. Das war schon immer so, das war 2003 so, das ist immer noch so, und das wird vermutlich auch immer so bleiben. Und so wirkt auch der Pwgs 41 etwas hochbeinig. Wenn's nur das wäre, könnte man damit leben und ggf. das Fahrwerk umbauen, so wie es Tobias Meyer auf seiner Website zeigt – doch leider ist es damit nicht getan.
Das Hauptproblem ist nämlich nicht die zu große Höhe des Wagenkastens über Schienenoberkante und auch nicht der zu schmale Außenlangträger, auf den hier zuerst Stephan Schenk aufmerksam machte, sondern dieses hier:
Bild 0: Vergleich der Höhenmaße. Von links: Korrekte Zeichnung (von Stefan Carstens, aus "Güterwagen, Band 6", mit frdl. Genehmigung); Vorbildfoto (von Michael O., mit frdl. Genehmigung); Trix-Modell; unsere Zeichnung von damals (von Frank Wieduwilt); Merkbuchzeichnung.
Man erkennt: Die Fensterunterkante und die horizontale Deckleiste in der Mitte des Wagenkastens liegen zu hoch. Der Vergleich mit den Zeichnungen zeigt aber auch, warum: die Merkbuchzeichnung, die anscheinend fürs Modell als direkte Vorlage diente, zeigt genau diese Merkmale und auch den zu schmalen Außenlangträger. Unsere Zeichnung (von Frank, aus dem Selbstbau-Artikel zu diesem Wagentyp) ist schon besser, aber auch falsch -- Fensterunterkante und Deckleiste gehören einen weiteren Millimeter nach unten, dann paßt es, wie sowohl Carstens-Zeichnung als auch Vorbildfoto trotz der unvermeidlichen leichten Verzerrung des letzteren deutlich zeigen.
Und das soll der entscheidende Fehler sein? Naja. Es gibt da ja noch ein bekanntes Großserienmodell mit genau demselben Fehler: die Roco-Eilzugwagen geschweißter Bauart "E 36", genauer den B4y-37 und AB4yse-37/55. Da hat Roco die Lage der Fensterunterkante fälschlicherweise von den genieteten Vorhängerbauarten übernommen. Es erscheint naheliegend, daß etwas Ähnliches auch hier passiert ist, zumal Stefan Carstens damals Teile eines genieteten Pwi-32 für seinen Selbstbau verwendet hat. Wie auch immer: die Roco-Eilzugwagen werden trotz dieses Fehlers oft und gern gekauft und eingesetzt; weggefrokelt hat den Fehler meines Wissens bisher nur "der Doktor" Winfried Schmitz-Esser im bunten Hp1 vor langer, langer Zeit. Was dem Eilzugwagen recht ist, sollte dem Pwg billig sein – sprich: wer diese Eilzugwagen verwendet, sollte über den Pwgs 41 von Märklin/Trix nicht die Nase rümpfen. Aber schön ist das alles trotzdem nicht.
So. Wer sich jetzt nicht mit Grausen abwendet, sondern das Modell trotzdem noch in Erwägung zieht mangels Großserien-Alternative, für den folgt jetzt die nur noch leicht überarbeitete Modellkritik aus dem Jahr 2003. Ich übergebe mich zurück in die Vergangenheit :-)
Bild 1: Der Trix-Pwgs 41 von der Einstiegsseite. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken
Kaum 20 Jahre nach Stefan Carstens' Beinahe-Komplettselbstbau-Artikel zum Pwgs 41 in Miba 6/83 und gerade mal drei kurze Jährchen, nachdem wir hier einen Bastelbogen veröffentlicht haben, war es 2003 endlich soweit: es gibt ein Großserienmodell dieses Wagentyps. Warum das so schwer war, kann und will ich nicht verstehen. Aber was soll's, nun hat ja die Warterei ein Ende. Wenn das Modell denn was taugt. Schauen wir mal.
Nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten und den dritten Blick liegt ein typischer Märklinwagen vor mir. Das ist indes weder verwunderlich ("Hamo heißt jetzt Trix, sonst ändert sich nix") noch schlimm: Das Modell ist in den Hauptabmessungen maßhaltig, sehr sauber lackiert und beschriftet, mit guten Kupplungskinematiken und robusten Achshaltern versehen und hervorragend verarbeitet.
Es begeistert bloß nicht.
Bitte mißversteht mich nicht: das ist ein – von den Abweichungen bei den Höhenmaßen jetzt mal abgesehen – wirklich ordentlich gemachter Modellbahnwagen. Er hätte bloß genau in gleicher Form auch 1990 oder 1984 erscheinen können. Weder sind die Achshalter so schön schmal wie bei manch Konkurrenzprodukt, noch gibt es besonders feine, geschweige denn eingesetzte Griffstangen oder Tritte oder so. Es gibt (abgesehen von den Höhenmaßen, s.o.) nichts an diesem Modell, zu dem man "Boah" sagen kann. Es gibt indes auch nicht allzu viel, wozu man "Bäh" sagen müßte.
Hinweis: Stephan Schenk hat mich per Mail auf einige weitere Unstimmigkeiten hingewiesen; ich zitiere an geeigneter Stelle aus seiner Mail. Jene Absätze sind wie dieser hier in kursiver Schrift verfaßt. Ebenso hat Hermann Hoyer im Gästebuch ein paar Sätze zum Thema hinterlassen, die ich an geeigneter Stelle hier eingebaut habe, damit sie jeder findet.
Bild 2: Der Trix-Pwgs 41 von der Laderaumseite. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken
Das Modell besteht aus drei Hauptteilen: Wagenkasten, Außenrahmen und Trittstufen sind als ein Teil gespritzt und umfassen haubenförmig das einteilige Fahrgestell. Das hat den Vorteil, daß es keine Chance für klaffende Spalte gibt, und so wirkt der Wagen denn auch im positiven Sinne wie aus einem Guß, zumal auch das Dach spaltfrei aufgerastet ist.
Stephan meint dazu: Beim Vergleich mit dem Weinertmodell und Vorbildfotos fällt mir [...] der falsch wiedergegebene Fahrwerksrahmen auf. Der ist am Modell unzweifelhaft zu schmal geraten, weswegen die Bedruckung extrem verkleinert werden mußte. Das Anschriftenbild dürfte eher TT- oder N-maßig sein und wirkt störend zur übrigen Wagenbeschriftung im Anschriftenfeld. Das ist unzweifelhaft richtig, wäre aber allein noch kein Grund, das Modell nicht zu mögen. Wenn's wirklich arg stört, kann man ja eine passende PS-Leiste unter die Wagenkastenunterkante kleben, ggf. spachteln, schleifen, schwarz lackieren und die Rahmenbeschriftung neu machen.
Bei dieser Bauweise sieht man öfter Probleme beim Lackieren: nicht passende Farbtrennkanten, Durchschimmern der falschen Farbe etc. Nicht so hier: bis auf einen winzigkleinen Kritikpunkt ist die Lackierung schlicht und ergreifend perfekt. Der Kritikpunkt: Man hat beim Einfärben des Außenrahmens auch die unteren Enden der Ecksäulen mit geschwärzt, die sollten aber grün sein. Nichts, das sich nicht mit ein paar Pinselstrichen beheben ließe.
Auch sonst überzeugen Farbgebung und Beschriftung: sehr sauber, ohne Fusseln oder Staubkörner, das Flaschengrün der frühen Epoche 3 seidenglänzend-schimmrig, das Silber des Daches angenehm matt und leicht abgedunkelt – toll! Die ebenfalls sehr sauberen Gravuren kommen so sehr schön zur Geltung. Als Bonus hat man die (leider angespritzten) Griffstangen an den Laderaumtüren und die Türklinken am Einstieg sehr sauber versilbert. Die Beschriftung ist ebenfalls lupenrein und in gelb zwar ungewohnt, aber für Epoche 3a ebenso korrekt wie das rote E auf weißem Grund als Kennzeichnung für den Eilgüterzug-Packwagen-Park. Doch doch, ihr Handwerk verstehen die Jungs bei MäTrix, sag ich ja schon immer.
Stephan meint dazu: Für einen Epoche IIIa Wagen hätte zumindest auch der schwarze umlaufende Dekorstreifen unter den Fenstern nachgebildet sein müssen. Leider hat Mä/Trix auch darauf verzichtet. Die nicht vorbildgerechte Anordnung der Signalhalter müssen leider als notwendiger Kompromiß bei einem Serienmodell hingenommen werden. Ein evtl. erscheinendes Epoche IIIb Modell wäre dann diesbezüglich wenigstens korrekt.
Hermann meint dazu: Für Epoche IIIb sollte er nur dann chromoxidgrün sein, wenn er eine Neulackierung ab 1961 oder später erhalten hat. Gelbe Anschriften gab es auch noch lange nach 1955/56 – immer bis zur nächsten Erneuerung unlesbar gewordener Anschriften!
Bild 3: Beschriftungsdetail des Trix-Pwgs 41. Foto: Tobias Meyer. Zum Vergrößern aufs Bild klicken
Auch die Fenster sind ziemlich schlierenarm und sehr paßgenau. Schade, daß die Fensterrahmen nur mattiert sind, hier sollte man vielleicht (von innen!) mit einem schwarzen Gelstift nachhelfen und bei der Gelegenheit das Klofenster grauweiß hinterlegen.
Stephan meint dazu: Im Vergleich zu den Weinert-Katalogfotos/Vorbildfotos stört mich die Gestaltung der Fensterpartie sehr. Hier wurden die Fensterrahmen nicht farblich abgesetzt, was dem Wagen ein sehr spartanisch wirkendes Äußeres verleiht.
Hermann meint dazu: Vom Fensterrahmen vermisse ich nur den Quersteg vom Klofenster. Den hat man witzigerweise innen angebracht. Ich habe ihn außen alusilber nachgezogen und das Fenster von innen mit Tip-ex-flüssig geweißt – schon sieht der Wagen viel sympathischer aus.
Insgesamt finde ich aber fehlende Fensterrahmen weit weniger störend als die bei anderen Modellen leider häufig anzutreffenden viel zu breiten grellsilbernen solchen. Auch Vorbildfotos zeigen beim Pwgs 41 sehr schmale Fensterrahmen, die optisch kaum in Erscheinung treten.
Man erkennt aber immerhin schemenhaft die Inneneinrichtung. Nach dem Zerlegen (der Wagenkasten ist aufs Fahrwerk an den Seiten aufgerastet, vorsichtig spreizen und an den Puffern drücken führt zur Trennung) erkennt man, daß das ganz gut so ist: die Inneneinrichtung ist schemenhaft. Macht aber nix, es reicht ja. Ein bißchen Farbe täte ihr vielleicht ganz gut, das klassische Hornhautumbra wirkt doch etwas billig. Aber immerhin: beide Arbeitsplätze, Schrank, Ofen und alle Wände sind da und an der richtigen Stelle, wie man sich anhand dieser Merkbuchzeichnung überzeugen kann. Die inneren Türen, das Ofenrohr etc. fehlen, sind aber bei Bedarf schnell reingefrokelt – nur sehen wird man nix davon.
Was mich sehr überrascht hat, ist die Tatsache, daß man sich die Mühe gemacht hat, die Innenseite des Wagenkastens beige zu lackieren. Ein bißchen merkt man das auch von außen: ganz so finster ist es da drin nicht wie bei anderen Modellen. Schön!
Das Fahrwerk fällt ein wenig ab: die Tritte (Teil des Wagenkastens, aber logisch Fahrwerk ;-) sind doch arg grob, die Achshalter etwas dicker als nötig – aber flöt, es gibt Schlimmeres. Wen's stört, der baue eben neue Tritte, ich werd's gut sein lassen – und auch die zu dicken Griffstangen am Wagenkasten dürfen zumindest solange dranbleiben, bis sie von selber abgehen ;-)
Stephan meint dazu: Mein erster Eindruck war eher eine Enttäuschung über das hochbeinige Modell mit den falsch wiedergegebenen Achslagerblenden. Dies stellt für mich eindeutig ein Manko dar. Ansonsten ist die massive Ausführung des gesamten Achslagers nicht mehr ganz zeitgemäß.
Hermann meint dazu: Was mich auch stört, ist, daß die Achshalter von außen auf die Längsträger gesetzt sind. Dadurch fluchtet das Gehänge doch gar nicht mit dem Langträger und die Gehängestützen sitzen in der Ebene vor dem Langträger.
Allerdings fällt das aus normaler Perspektive kaum auf, und die Achshalter sind immerhin schmaler als bei manch anderem Modell. Insgesamt fallen die Fahrwerksfehler nicht so sehr auf, daß der Wagen im Betrieb störend heraussticht. Auch könnte man überlegen, ob man nicht einfach einen neuen Langträger vor die außenliegenden Achshalterbleche klebt – der läge dann zwar viel zu weit außen, würde aber trotzdem diesen ziemlich peinlichen Fehler gnädig verdecken.
Abgesehen von den bereits genannten Korrekturen am Langträger (außen wie innen) ist, wenn man mit den robusten Tritten und Griffen leben kann, nicht viel zu tun. Schon die oben erwähnten Pinseleien sind, vom Klofenster abgesehen, nicht unbedingt nötig, und daß alle vier Puffer glatte Pufferteller haben, kann einen auch stören (und ärgern), aber es muß es nicht.
Was ich gerne hätte, wäre eine offene Schiebetür. Das ist aber ziemlich viel Aufwand, und die Wände sind auch arg dick dafür; das wäre vielleicht mal ein Grund, den Bastelbogen doch noch mal anzugehen, wenn mir mal die anderen Frokelprojekte ausgehen (har har).
Wagen mit der eckigen Dachkanzel hat MäTrix seit der Vorstellung bereits geliefert. Umfrokeln in Wagen mit der für einen Pwg eigentlich wunderbar absurden Stromlinien-Dachkanzel (Pwgs 38) wäre auch ne Idee, nur leider brauchen die dann auch zusätzliche Fenster zwischen der Stirnwand an der Nicht-Einstiegsseite und der Schiebetür. Dazu hab ich auch eher weniger Lust, erst recht nicht angesichts der Höhenmaß-Problematik, vielleicht macht aber der Hersteller selber mal so eine Variante? Dann kauf ich mir vielleicht sogar nochmal einen.
Wie, nix zu tun? Doch, wirklich, so sieht's aus. Passiert mir selten, daß ein Modell so wenig Frokellust aufkommen läßt. Das Beheben des Hauptfehlers, der zu hohen Fensterunterkante, ist sicher möglich und auch keine allzu große modellbauerische Herausforderung; aber Lust dazu verspüre ich keine, denn dann müßte man auch neu lackieren und beschriften und somit die einzigen Merkmale, in denen das Modell wirklich glänzen kann, zerstören. Ohne diese Änderung bleiben alle anderen aber Kosmetik, die es eigentlich auch nicht mehr retten kann. So bleibt nur, das Modell auszusondern und wieder auf Pwgs 41 zu verzichten – oder es eben mit minimalem Aufwand (bißchen Farbe, mit anderen Worten) möglichst ansehnlich zu machen und als Platzhalter für einen hoffentlich irgendwann mal erscheinenden richtig guten und bezahlbaren Pwgs 41 zu sehen.
Der letzte Absatz war eigentlich schon das vorweggenommene Fazit: ein ordentliches, an sich relativ preiswertes Modell (ich hab damals, 2003, 22 EUR bezahlt; mittlerweile gibt es den Wagen aus geschlachteten Startpackungen oder im Gebrauchtmarkt oft deutlich günstiger – zum Neupreis hab ich noch keinen gekauft) mit zwar deutlichen, aber mit etwas gutem Willen trotzdem noch akzeptablen Schwächen hat MäTrix da abgeliefert. Niemand wird diesen Wagen betrachten und etwas sagen wie "boah, der is ja geil, habenwoll!". Aber trotzdem habe ich einige davon gekauft, denn eins ist wirklich genial an diesem Modell: die Vorbildwahl.
Warum dieser Wagen nicht schon 1972 bei Röwa, 1981 bei Fleischmann oder 1993 bei Roco erschienen ist, werde ich nie verstehen. Schade – dann wäre uns auch der Huddel mit den verkorksten Höhenmaßen vermutlich und das falsch gestaltete Fahrwerk sicherlich erspart geblieben. Aber während wir auf das allmählich wirklich mal fällige Spitzenmodell warten, dürfen zumindest meine MäTrix-Pwgs 41 noch so manchem Zugführer eine rollende Heimstatt bieten.
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